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Nicaragua: Gebrochen

Als David auf die Welt kommt, sind seine Beine gebrochen.

David ist unerwünscht. Der Vater des Kindes lässt die Mutter sitzen, noch bevor der Junge geboren wird.

Seine Mutter schnürt sich während der Schwangerschaft mit einem Gürtel den Bauch extrem stark zu, um die Schwangerschaft zu verbergen und in der Hoffnung, durch den hohen Druck das Baby abzutreiben.

Als David zur Welt kommt hat er Quetschungen und zwei gebrochene Beine. Das erhöht die Ablehnung der Mutter weiter. Sie »verschenkt« das Kind an ihre Cousine Ernestina.

Ernestina ist alleinerziehende Mutter einer Tochter. Auch in diesem Fall, wie so häufig in Nicaragua, hat sich der Vater aus dem Staub gemacht. Ernestina arbeitet hart, fährt jeden Tag 90 Kilometer zur Arbeit und zurück, um sich und die beiden Kinder durchzubringen. Für viel mehr als täglich Reis und Bohnen reicht der Verdienst jedoch nicht.

Letzten Monat erklärt Ernestina David, dass sie nicht seine Mutter sei. »Warum bin ich dann hier?«, will der Junge wissen. Berechtigte Frage. Was antworten? Ernestina findet eine sehr gute Antwort, sie kommt aus ihrem Herzen. »Weil wir dich lieben und deine Mutter keine Zeit für dich hat. Aber meine Tochter und ich haben viel Zeit und wir lieben dich sehr.« David ist zufrieden und stellt ganz natürlich fest: »Für mich bist du meine Mutter.«

David kommt in verschiedene Kindergärten, allesamt ein Horror für ihn. Da er behindert ist und nicht gut laufen kann, ist er Gegenstand des Spottes. Jetzt soll er zur Schule gehen. Aber wohin? Wo bekommt er eine faire Chance? Eine Psychologin gibt Ernestina den Rat, David zu unserer Schule nach Santa Teresa zu bringen, dass sei eine sehr gute Schule.

Natürlich haben wir David sofort aufgenommen. Er bekommt ein 100%-iges Schulstipendium, wir zahlen den Bus, damit er zur Schule kommen kann, und sein Essen. Seine Stiefschwester haben wir kurzerhand mit aufgenommen und unterstützen sie in gleicher Weise.

David ist nun in der ersten Klasse. Wir wussten nicht, wie sich seine Behinderung auf sein Entwicklung und das Lernen auswirken würde, doch er überrascht uns sehr mit seinen guten Fortschritten. Zudem gefällt ihm die Schule so gut, dass er zu seiner Mutter sagte: »Mama, warum wohnen wir nicht hier in der Schule? Hier sind alle so nett und die Lehrer und Schüler helfen mir.«

Wir sind Gott dankbar, dass wir das Vorrecht haben, diesen liebevollen Jungen zu fördern.